Hand aufs Herz: Stehst du auch manchmal im Supermarkt vor dem Mehlregal und fühlst dich ein bisschen wie vor einer unlösbaren Matheaufgabe? Überall stehen diese Zahlen – 405, 550, 1050 – und du fragst dich: Ist das nicht alles einfach nur… Mehl?
Die gute Nachricht ist: Du bist nicht allein! Die zweite, noch bessere Nachricht: Wir lösen dieses Rätsel für dich in weniger als drei Minuten. Nach diesem kleinen Guide wirst du nicht nur genau wissen, was die Zahlen bedeuten, sondern auch, wie du mit der Wahl des richtigen Mehls deine Kuchen von „ganz gut“ zu „absolut fantastisch“ katapultierst. Versprochen!
Was bedeutet die „Type“-Zahl auf der Packung?
Lass uns das Bäcker-Latein mal ganz einfach übersetzen. Die Zahl auf der Mehlpackung ist keine geheime Formel, sondern gibt an, wie viele Mineralstoffe im Mehl stecken.
Die Regel ist super simpel: Die „Type“-Zahl verrät den Mineralstoffgehalt in Milligramm pro 100 Gramm Mehl.
- Weizenmehl Type 405 enthält also ca. 405 mg Mineralstoffe pro 100 g.
- Weizenmehl Type 1050 enthält entsprechend ca. 1050 mg Mineralstoffe pro 100 g.
Je mehr von der Schale des Getreidekorns mit vermahlen wird, desto mehr nährstoffreiche Mineralien, aber auch Ballaststoffe, enthält das Mehl – und desto höher ist die Typenzahl.
Für uns als Kuchenbäcker ergibt sich daraus eine einfache Faustregel:
- Niedrige Zahl (z.B. 405): Helles, feines Mehl mit wenig Mineralstoffen. Es sorgt für eine luftige, lockere Textur. Perfekt für feines Gebäck.
- Hohe Zahl (z.B. 1050): Dunkleres, kräftigeres Mehl mit vielen Mineralstoffen. Es hat einen stärkeren Eigengeschmack und macht Backwaren kompakter. Ideal für herzhafte Brote.
Die gängigsten Weizenmehle für Kuchen im Portrait
Für die meisten Kuchen, die wir auf Einfachkuchen.de backen, bewegen wir uns im Bereich der hellen Mehle. Schauen wir uns die beiden wichtigsten Kandidaten mal genauer an.
Type 405: Der Puderfeine für zarte Gebäcke
Das Weizenmehl Type 405 ist der absolute Klassiker im deutschen Haushalt – und das aus gutem Grund.
- Eigenschaften: Es ist sehr hell, extrem fein gemahlen und schmeckt neutral. Dadurch überlässt es den anderen Zutaten wie Vanille, Schokolade oder Früchten die große Bühne. Es bildet ein eher zartes Klebergerüst (Gluten), was für eine feine Krume sorgt.
- Perfekt für: Feine Biskuitböden, lockere Rührkuchen, Waffeln, Pfannkuchen, Mürbeteig und natürlich Plätzchen. Immer wenn das Ergebnis besonders zart und luftig werden soll, ist 405er Mehl dein bester Freund. Ein klassischer Marmorkuchen in der Kastenform wird damit zum Beispiel wunderbar locker.
Type 550: Der Griffige für elastische Teige
Auf den ersten Blick sieht das 550er dem 405er sehr ähnlich, aber es hat einen entscheidenden Unterschied.
- Eigenschaften: Es ist ein klein wenig dunkler und fühlt sich, wie der Name schon sagt, „griffiger“ an. Es enthält etwas mehr Protein (Kleber) und kann dadurch mehr Flüssigkeit aufnehmen. Das macht Teige elastischer und stabiler.
- Perfekt für: Alle Teige, die etwas mehr „Stand“ und eine gewisse Dehnbarkeit brauchen. Das sind vor allem Hefeteige wie bei unserem saftigen Zwetschgendatschi mit Hefeteig, aber auch Quark-Öl-Teig oder helle Brote und Brötchen.
Welches Mehl für welchen Kuchen? Deine Spickzettel-Tabelle
Um es dir noch einfacher zu machen, haben wir hier eine kleine Übersichtstabelle. Die kannst du dir einfach abspeichern oder pinnen!
Beliebte Alternativen: Dinkelmehl und Vollkorn
Natürlich gibt es nicht nur Weizen. Vor allem Dinkel hat sich in den letzten Jahren zum absoluten Liebling im Kuchenregal entwickelt.
Dinkelmehl Type 630: Der nussige Allrounder
Dinkelmehl Type 630 ist sozusagen das Pendant zum Weizenmehl Type 550 und ein echtes Multitalent.
- Eigenschaften: Es hat fantastische Backeigenschaften und einen wunderbar dezenten, leicht nussig-süßlichen Geschmack. Das gibt deinen Kuchen eine ganz neue, spannende Note.
- Perfekt für: Eigentlich fast alles! Du kannst Weizenmehl 405 oder 550 in den meisten Rührkuchen-Rezepten einfach 1:1 durch Dinkelmehl 630 ersetzen. Probier doch mal einen saftigen Apfelmuskuchen mit Dinkelmehl – du wirst begeistert sein!
Exkurs: Vollkornmehl – Der Nährstoff-Champion
Kurz und knapp: Vollkornmehl ist super, denn es enthält das ganze Korn mit all seinen wertvollen Inhaltsstoffen. Für Kuchen bedeutet das aber auch: Das Ergebnis wird deutlich dichter, kompakter und rustikaler. Der Teig braucht außerdem mehr Flüssigkeit, da die Schalenanteile stark quellen. Wenn du einen Kuchen wie unseren Zucchinikuchen mit Nüssen backst, der von Natur aus saftig ist, kannst du gut einen Teil des Mehls durch Vollkorn ersetzen.
Kurze Regelkunde: Kann ich Mehlsorten einfach austauschen?
Jetzt kommt die Frage aller Fragen: Muss ich mich sklavisch ans Rezept halten? Unsere einfache Antwort: Nein, hab ruhig Mut zum Experimentieren! Hier sind zwei simple Regeln:
- Regel 1: Helle Mehle sind flexibel. Du kannst Weizenmehl Type 405, Type 550 und Dinkelmehl Type 630 bei den meisten Rührkuchen problemlos 1:1 untereinander austauschen. Der saftige Schokokuchen gelingt mit 405er-Weizenmehl genauso gut wie mit 630er-Dinkelmehl. Die Textur wird sich minimal verändern – mal etwas feiner, mal etwas kerniger – aber lecker wird es immer.
- Regel 2: Vollkorn braucht mehr Flüssigkeit. Wenn du einen Teil des hellen Mehls durch Vollkornmehl ersetzen möchtest (starte am besten mal mit 1/3), gib pro 100 Gramm Vollkornmehl etwa einen Esslöffel mehr Flüssigkeit (z.B. Milch, Wasser, Buttermilch) zum Teig hinzu. So verhinderst du, dass der Kuchen zu trocken wird.
Fazit: Du bist der Mehl-Experte!
Siehst du? Gar nicht so kompliziert! Mit der einfachen Faustregel „niedrige Zahl = fein & luftig, hohe Zahl = kräftig & kompakt“ hast du schon die halbe Miete.
Hab keine Angst, ein bisschen zu experimentieren. Backe deinen Lieblings-Zitronenkuchen doch mal mit Dinkelmehl statt Weizenmehl. Oder ersetze einen kleinen Teil des Mehls in deinen saftigen Schokomuffins durch Vollkornmehl. Du wirst schnell ein Gefühl dafür bekommen, was dir am besten schmeckt.
Jetzt, wo du das perfekte Mehl für deinen nächsten Kuchen ausgewählt hast, stellt sich die nächste Frage: Muss man Mehl eigentlich sieben? Den Mythos klären wir im nächsten Artikel für dich auf!
Mehr Grundlagen und Tipps findest du übrigens auf unserer Übersichtsseite zu den Grundlagen des Backens.